Shang-Chi ist eine spannende und unterhaltsame Actionmischung aus verschiedenen Genres von Martial-Arts-Filmen. Eine frühe Szene zollt den ballett-artigen, anmutigen Filmen von Zhang Yimou Tribut, der z. B. für die international bekannten Filme „Hero“ und „House of the Flying Daggers“ inszenierte. Eine dramatische Busverfolgungsjagd später im Film erinnert währenddessen an die waghalsigen und verrückten früheren Jackie-Chan-Filme. Shang-Chis Wiedervereinigung mit seiner Schwester findet in einem Untergrund-Kampfring statt, der wiederum der Trash-Videospielverfilmung „Mortal Kombat“ aus den 90ern ähnlichsieht. Später betreten Vater und Sohn einen mit Neon-Licht ausgeleuchteten Gangster-Treffpunkt, der direkt aus einem frühen John-Woo-Film stammen könnte.
Hinzu kommt, wie man es aus Marvel-Filmen nicht anders kennt, ein beeindruckendes CGI-Effektgewitter. Eine ausgedehnte Kampfsequenz, die in einem halbfertigen Wolkenkratzer stattfindet, ist besonders spektakulär. Marvel mischt aber noch einige spaßige fantastische Elemente in der Form von wohlwollenden Drachen und tapferen Löwen hinzu. Während sich die erste Hälfte etwas bodenständiger und witziger präsentiert, konzentriert sich die zweite eher auf mythische Fantasy mit dem Schwerpunkt auf chinesischer Folklore.
Neben der spektakulären und beeindruckenden Action stellt der chinesische Leinwandstar Tony Leung ein besonderes Highlight des Films dar. Er verleiht dem Schurken Wenwu ein menschliches und fast sympathisches Gesicht, sodass auch ein mitreißendes Familiendrama nicht zu kurz kommt. Er und die anderen Hauptfiguren besitzen eine Dreidimensionalität, die nicht bei allen Marvel-Filmen vorhanden ist.
Unter den jüngeren Darstellerinnen und Darstellern, die alle durch die Bank gute Arbeit leisten, sticht vor allem Awkwafina durch ihr komisches und natürliches Talent hervor. Zusammen mit Hauptdarsteller Simu Liu baut sie eine wunderbare Chemie auf. Marvel hat endlich seinen Kampfkunst- und Kung-Fu-Kracher. Und das Warten hat sich gelohnt!