Disney+ vs. Account-Sharing: Streamingdienst geht härter gegen Mitnutzer vor

Disney+ sagt dem Passwort-Sharing den Kampf an. Verwandtschaft oder Freunde, die nicht in deinem Haushalt leben, können sich künftig nur noch kostenpflichtig gegen einen gewissen Aufpreis an deinen Account koppeln. Bei Zuwiderhandlung droht der Streamingdienst mit konkreten Gegenmaßnahmen.

Disney Plus Account Sharing

Neue Nutzungsbedingung seit Juni 2024

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Streaming-Dienst noch kostenlose Disney+ Probemonate anbot oder du deinen Account mit zahlreichen Freunden und Verwandten außerhalb deines Haushalts teilen konntest, um Kosten zu sparen. Wie der weltweit erfolgreichste Streamingdienst Netflix konzentriert sich nun auch Disney+ verstärkt auf Profit. Aus bisherigen Mitnutzern sollen entweder vollwertige Abonnenten oder zumindest Zusatzmitglieder zu einem vergünstigten Preis werden. Diese Pläne bestätigte Disney+ seinen Usern noch einmal am 12. Juni 2024 per E-Mail. Darin verkündete der beliebte Streaming-Service, dass neue Nutzungsbedingungen gelten – obwohl diese eigentlich schon 2023 in Kraft traten, scheint es jetzt auch technische Mittel zu geben, um dem Passwort-Sharing Einhalt zu gebieten. In einigen Ländern wollte Disney+ bereits im Juni 2024 gegen dieses Verhalten vorgehen; weltweit sollen Maßnahmen im Laufe des Septembers folgen.
neue AGB Änderung zum Account Sharing bei Disney+
Quelle: disneyplus.com/de-de/legal/nutzungsvertrag

Streamingservice orientiert sich an Netflix

Dieser Schritt von Disney+ kommt nicht überraschend und folgt dem Vorbild von Netflix. Die Zeiten, in denen Streamingdienste großzügige Angebote sowie Probemonate unterbreitete und auch das Passwort-Sharing interessierter Zuschauer und Abonnenten zähneknirschend tolerierten, scheinen endgültig vorbei zu sein. Der größte Streaming-Anbieter setzte diesem Treiben bereits im Sommer 2023 ein Ende. Hier fallen seit letztem Jahr nun extra Kosten für weitere Haushalte beim Netflix Account Sahring an.

Für Netflix hat sich dieses Vorgehen ausgezahlt: Der Streaming-Riese konnte seine Abonnentenzahlen anscheinend um etwa 10 Prozent erhöhen. Ob Disney+ ähnliche Erfolge verzeichnen wird, bleibt abzuwarten. Die Marke Disney bleibt weiterhin beliebt, und Blockbuster wie „Deadpool & Wolverine“ und „Alien: Romulus“ sind auch zukünftig vorerst nur hier verfügbar. Doch trotz der vielen neuen Inhalte im Star-Bereich, die auch für Erwachsene interessant sind, bleibt Netflix weiterhin ungeschlagen, insbesondere wegen seines diversifizierten Serien- und Filmangebots.

Aggressiveres Vorgehen gegen Passwort-Sharing

Disney-Chef Bob Iger scheint dennoch zuverlässig, dass die Zuschauer Disney+ die Treue halten werden. Daher kündigte er an, verstärkt gegen Passwort-Sharing vorzugehen. Ein Blick auf die Strategie von Netflix zeigt, wie das technisch umgesetzt werden könnte.

Auch bei Netflix war das Teilen des Passworts seit längerem nicht erlaubt. Es wurde jedoch zähneknirschend geduldet, da es keine technischen Möglichkeiten gab, es zu unterbinden. Inzwischen beobachtet die Streamingplattform eine Kombination aus Geräte-ID, Kontoaktivitäten auf verschiedenen, bei Netflix angemeldeten Geräten und IP-Adressen, um zu erkennen, ob ein Account-Inhaber sein Passwort mit anderen Haushalten teilt. Netflix kann seine Kunden auch dazu auffordern, einen vierstelligen Verifizierungscode einzugeben, der an den Kontoinhaber per E-Mail gesendet wird – das erschwert das geteilte Streaming-Vergnügen zumindest vorübergehend.

Gleichzeitig bietet Netflix seinen Nutzern die Möglichkeit, ein zusätzliches Konto für einen anderen Haushalt zu einem vergünstigten Preis ab 4,99 Euro pro Account hinzuzubuchen. Allerdings stehen diesen Zusatzmitgliedern nicht alle Funktionen eines vollwertigen Abos zur Verfügung.

Disney+ wird voraussichtlich eine ähnliche Taktik verfolgen. In den aktuellen Nutzungsbedingungen des Streaming-Services heißt es: „Wenn wir ein unzulässiges Account Sharing feststellen, können wir angemesse technische Maßnahmen ergreifen, um die Nutzung des Kontos außerhalb Ihres Haushalts zu unterbinden (sofern nicht durch Ihre Abo-Optionen erlaubt).“

Zusatzmitgliedschaften für Disney+ geplant

Die sogenannten Zusatzmitgliedschaften sollen zumindest preislich eine attraktive Alternative zu den bisherigen kostenpflichtigen Abonnements darstellen. Mitnutzer können auf ein vergünstigtes Angebot zurückgreifen, das sie weniger kostet als ein eigenes normales Abo. Der Account-Inhaber muss jedoch zunächst Zusatzmitglieder hinzufügen. Die Extra-Gebühren werden ebenfalls von dessen Konto abgebucht, während die hinzugefügten Freunde und Verwandte ihre Kontoinformationen nicht preisgeben müssen. Es ist daher ratsam, vor dem Teile des Disney+ Kontos Zahlungsmodalitäten zu klären, um nicht auf den höheren Abo-Kosten sitzenzubleiben. Wie hoch die Zusatzkosten pro Mitglied sein und wie viele pro Account zulässig sein werden, ist derzeit noch unklar. Netflix erlaubt beispielsweise zwei Unter-Accounts für sein teuerstes Abo und jeweils einen weiteren Account für seine anderen Abos.

Voraussetzung bei Disney+ wird sein, dass die Zusatzmitglieder mindestens 18 Jahre alt sind. Ob es sich um ein Disney+ Abo mit oder ohne Werbung oder um ein Premium-Abonnement handelt entscheidet aber weiterhin der Hauptabonnent. Account-, Konto- und Kreditkarteninformationen sollten selbstverständlich weiterhin von allen Beteiligten diskret behandelt werden, da Disney+ für Schäden durch missbräuchliches Verhalten nicht haftet. Die Zusatzmitglieder selbst dürfen außerdem keine weiteren Mitglieder zur Mitnutzung einladen; Dieses Privileg bleibt dem Hauptnutzer vorbehalten. Im gleichen Haushalt kann man nach wie vor Disney+ auf mehreren Geräten gleichzeitig nutzen. Die Anzahl ist dabei abhängig vom Funktionsumfang des jeweiligen Abos.

Passwort teilen bei Disney+ für gleichzeitiges Streaming
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Ad-Blocker und VPN-Verbot

VPNs (Virtual Private Networks) sind ein beliebtes Mittel, um über ausländische Server eventuell günstigere Streaming-Abonnements im Ausland zu beziehen oder auf Inhalte zuzugreifen, die nur in einem bestimmten Land und nicht in Deutschland verfügbar sind. Auf Disney+ in den USA gehören dazu beispielsweise „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“ und „Die Muppet Show“. Die Nutzung eines VPNs ist jedoch inzwischen streng untersagt und kann nach einer Warnung zur Sperrung oder Kündigung des Accounts führen.

eÄhnliches gilt für Ad-Blocker, die häufig verwendet werden, um störende Werbung im Internet auszublenden. Da Disney+ nun auch werbefinanzierte Abonnements anbietet, sollen Zuschauer diese Werbung nicht einfach blockieren können. Wer zukünftig Disney+ ohne Probleme genießen möchte, sollte sich also genau überlegen, ob sie oder er nicht auf gewisse Tools und Hilfsmittel verzichten möchte.