Niedrige Latenz beim Streaming: Tipps für die schnelle Übertragung von Live-Events

Warum jubeln deine Nachbarn, bevor das Tor im Spitzenspiel auf deinem Fernseher gezeigt wurde? Videolatenz führen zu Verzögerungen bei der Übertragung von Live-Bildern. Es gibt aber Möglichkeiten und Übertragungswege, um diesen Zeitverzug zu minimieren und Sendungen in nahezu-Echtzeit zu sehen.

Niedrige Latenz beim Streaming

Bei der Videolatenz handelt es sich um einen wichtigen Aspekt des Live-Streamings via Internet, der sich signifikant auf das Seherlebnis auswirkt. Wenn du dir ein Konzert, ein Fußballspiel oder ein anderes Live-Event über das Internet anschaust, geschieht das nicht in Echtzeit. Vielleicht hörst du öfters deine Nachbarn schon jubeln, bevor das Tor im Spitzenfußballspiel überhaupt auf deinem Fernseher gefallen ist. Das liegt daran, dass eine gewisse Verzögerung oder Latenz auftritt, die von einem zum anderen Übertragungsweg variieren kann. Es gibt aber Wege und auch Anbieter, mit denen du die Latenzzeit verringern kannst.

Was bedeutet Latenz?

Die Latenz ist das Maß der Zeit, die ein Videosignal benötigt, um von der Quelle, die das Video aufnimmt, zum benutzerseitigen Endgerät bzw. Videoplayer zu gelangen. Die Latenzzeit hängt von mehreren technischen Faktoren ab und auch von der Einrichtung des Anbieters, über den du streamst. Verbraucher können nur versuchen, sie so weit wie möglich zu reduzieren und gleichzeitig eine hohe Streaming- Qualität beizubehalten, um ihren Zuschauern ein Echtzeit-Erlebnis zu ermöglichen.

Was versteht man unter einer geringen Latenz?

Beim Streaming gilt als geringe Latenz eine Verzögerung von fünf Sekunden oder weniger. Nicht jede Streaming-Methode und jedes Protokoll erreicht eine niedrige Latenz. Das Apple HLS-Streaming-Protokoll hat standardmäßig eine Latenz von etwa 30 Sekunden, während die Bilder von herkömmlichen Kabel- oder Satellitenübertragungen mit einer Verzögerung von etwa bis zu fünf Sekunden nach dem Live-Event empfangen werden können.

Einige Zuschauer wünschen sich noch schnellere Übertragungen, deswegen haben sich Kategorien wie extrem niedrige Latenz und Echtzeit-Streaming etabliert. Diese bezeichnen wiederum eine Latenzzeit von unter einer Sekunde, sind aber speziellen Anwendungen vorbehalten.

Oftmals ist es irrelevant, ob die Latenzzeit relativ hoch ist. Es kann sogar vorteilhaft sein, wenn Sendeanstalten die Möglichkeit haben, die Videoübertragung vor bestimmten Ereignissen zu unterbrechen. Der Versuch, den Live-Stream schneller zu übertragen, kann aber zu höheren Kosten, Skalierbarkeitsproblemen und Übertragungsfehlern führen, sodass der Aufwand es nicht unbedingt wert ist. Für einige Streaming-Anwendungsfälle – insbesondere solche, die ein gewisses Maß an Interaktivität erfordern – ist eine niedrige Latenzzeit jedoch eine geschäftskritische Überlegung.

Einflussfaktoren für die Latenz

Viele verschiedene Faktoren tragen zur Latenz bei. Dazu zählen die Geschwindigkeit deines Internetanschluss, der Live-Streaming-Videohost und das Streaming-Protokoll oder die Encodierung.

Internetverbindung

Eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung ist ein Muss für das Live-Streaming. Wenn deine Internetverbindung nicht den Anforderungen entspricht, erhöht sich auch die Latenz. Die Geschwindigkeit oder Durchsatzrate wirkt sich direkt auf die Latenz des Streams aus. Videos mit höherer Auflösung benötigen ebenfalls eine schnellere Internetverbindung, um die Latenzzeit niedrig zu halten. Mit einer Ethernet-Verbindung erzielst du übrigens generell bessere Ergebnisse, weil das Ethernet-Kabel nur eine geringe Latenz aufweisen. Auf WiFi solltest du dagegen nur alternativ zurückgreifen.

Encoder-Einstellungen

Beim Online-Streaming müssen die Video-Rohdaten kodiert werden. Dazu gehört, dass die Mediendateien für die Übertragung über ein Netzwerk komprimiert, formatiert und anschließend an einen Streaming-Server weitergeleitet werden. Hier werden sie transkodiert bzw. enkodiert, je nach Größe oder Auflösung geändert und erneut kodiert und/oder in ein anderes Protokoll für die Übertragung umgewandelt. Um diesen sekundenschnellen, aber dennoch sehr aufwendigen Prozess zu optimieren, ist es wichtig, die Encoder-Einstellungen entsprechend zu konfigurieren. Es gibt keine Standard-Einstellung, die für eine perfekte Latenz sorgt, deswegen solltest du dich bei deinem Streaming-Host erkundigen, welche Konfiguration empfehlenswert ist.

Streaming-Protokolle

Wenn du nicht möchtest, dass ein Spiel deiner Lieblingsmannschaft durch Kommentare in den sozialen Medien, Nachrichtenmeldungen oder durch die Nachbarn nebenan, die ein wichtiges Tor feiern, getrübt wird, solltest du auch auf das Streaming-Protokoll achtgeben. Das von dir gewählte Protokoll mach einen großen Unterschied. Zu gängigsten gehören unter anderem:

  • HLS und MPEG-Dash sind weitverbreitet, aber auch langsamer, um Skalierbarkeit, Anpassungsfähigkeit und zuverlässige sowie qualitativ hochwertige Ergebnisse auf dem Bildschirm zu gewährleisten
  • RTMP liefert qualitativ hochwertige Streams, die von vielen Sendeanstalten auf der Welt für die schnelle Bereitstellung von Inhalten verwendet werden
  • SRT kommt häufig bei instabilen und unzuverlässigen Netzwerken zur Anwendung, bietet eine hohe Qualität und eine niedrige Latenz, wird aber nicht von vielen Playern unterstützt
  • WebRTC ist eine HTML5-basierte Open-Source-Technologie, die immer beliebter wird und eine niedrige Latenz in einer browserseitigen Umgebung ermöglicht

Latenzzeiten für Antenne, Kabel und Streamer

Latenzzeiten bei Live-Events
Screenshot: Zattoo

Letztendlich sind es auch die Streaming-Anbieter selbst, die versuchen müssen, die bestmögliche, aber auch eine skalierbare Live-Erfahrung für möglichst viele Zuschauer zu bieten. Dadurch kommen auch bei den einzelnen Internet-TV-Anbietern verschiedene Verzögerungen zustande. Mit Satelliten- und Kabel-TV wirst du deswegen weiterhin die besten Ergebnisse erzielen.

Übertragungsweg

Anbieter

Ungefähre Latenzzeiten

Satellit

 

circa 6 Sekunden

Glasfaserkabel

Vodafone

1 bis 2 Sekunden

Internet-TV

Waipu.tv

13 bis 15 Sekunden (Webbrowser)

bis 20 Sekunden (Smart-TV-App)

Internet-TV

Apple TV+

12 bis 15 Sekunden

Internet-TV

Zattoo

circa 19 Sekunden

Internet-TV

Joyn

circa 40 Sekunden

Internet-TV

ARD & ZDF

2 bis 6 Sekunden

Internet-TV

Margenta TV

circa 29 Sekunden

Internet-TV

WOW

circa 30 Sekunden

Satellit

Im Vergleich zu Streamingdiensten weist der Satellitenempfang eine vergleichsweise geringe, wenn nicht sogar die geringste Latenz auf. Diese beträgt etwa 6 Sekunden. Der Grund dafür ist, dass die Signale nicht im selben Maße wie beim Streaming gepuffert oder codiert werden müssen.

Glasfaserkabel

Es ist wahrscheinlich nicht verwunderlich, dass die Glasfaserkabel eine schnellere Übertragung ermöglichen und die Latenzzeit reduziert. Vodafone macht sich diesen Vorteil zunutze und kann die Live-Bilder mit einer Verzögerung von gerade einmal 1 bis 2 Sekunden zeigen.

Waipu.tv

Mit waipu.tv bist du in der Lage, diverse Serien und Filme, aber auch Live-Events auf den unterschiedlichen in den Abo-Paketen beinhalteten Sendern anzusehen. Schaust du dir die Inhalte über den Webbrowser an, musst du mit einer Latenzzeit von 13 bis 15 Sekunden rechnen. Verwendest du dagegen die App über deinen Smart TV liegen die Verzögerungen sogar bei bis zu etwa 20 Sekunden. Zur Fußball EM 2024 gibt es bei waipu.tv nun einen „Sport-Modus“, der die Verzögerung der Übertragung deutlich reduzieren soll. Allerdings ist diese Funktion nur dür die Sender ARD und ZDF freigeschalten und nur über den waipu-tv 4K Stick verfügbar.

Zattoo

Das Zattoo Angebot des Streaming-Hosts umfasst circa 180 Sender. Dazu gehören viele Öffentlich-Rechtliche Sender und dedizierte Sportsender, also auch zahlreiche Live-Übertragungen. Kunden müssen sich allerdings mit einer Latenzzeit von 19 Sekunden zufriedengeben.

Apple TV+

Apple wartet aktuell nicht mit vielen Live-Übertragungen auf. Es ist aber nicht verwunderlich, dass eine der reichsten Tech-Konzerne plant, sich ein Stück vom lukrativen Sportkuchen zu sichern. Die geringen Latenzzeiten zwischen 12 und 15 Sekunden sprechen jedenfalls für diesen Schritt der Streaming-Plattform.

Joyn

Der Streaming-Anbieter der ProSiebenSat.1-Gruppe wartet ebenfalls mit zahlreichen Live-TV-Sendungen und Sportereignissen auf. Die Latenzzeit von Joyn lässt allerdings zu wünschen übrig und liegt mit etwa 40 Sekunden definitiv im langsameren Bereich, was den Zuschauern viel Geduld abfordern könnte.

ARD & ZDF

Im Vergleich zu vielen Streaming-Dienstleistern, die mehrere verschiedene Sender in ihren Abonnements enthalten, verringert sich die Latenzzeit direkt an der Quelle. ARD und ZDF zeigen weiterhin zahlreiche Live- bzw. Sportevents, die sich lohnen. Wenn du über die jeweiligen Apps auf die Inhalte zugreifst, betragen die Latenzzeiten gerade einmal zwei bis sechs Sekunden.

Telekom Magenta TV

Ausgerechnet der Telekom-Anbieter bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm, wenn es um Verzögerungen bei der Übertragung von Live-Bildern geht. Latenzzeiten von 29 bis 30 Sekunden wurden beim Schauen der Sender ARD und ZDF festgestellt.   

Sky/WOW

Zuschauende wünschen sich von einem der berühmtesten Pay-TV- bzw. Streamingplattformen qualitativ hochwertige Übertragungen von diversen Live-Events, insbesondere wenn es um Sportereignisse geht. Viele aktuelle und vor allem offizielle Informationen gibt es zum Thema Latenzzeit leider nicht. In manchen aktuelleren und auch älteren Beiträgen berichten Nutzer in Internet- bzw. Kundenforen von einer Verzögerung des Livebilds von bis zu 30 Sekunden, manchmal sogar noch länger.